BUSINESS WOMEN: Für Britt Jolig gehören Mode und Beauty zum Leben

Interview:

Die Natur hat es gut mit Ihnen gemeint und Ihnen ein Körpergröße von 1,80 Meter, blonde Haare und blaue Augen beschert. Wie sahen Sie sich selbst als Teenie? In dem Alter, in dem andere noch mit ihrer Akne rumhantierten, wurden Sie als Model entdeckt, d. h. Sie waren makellos und schön.
Ich fand mich eigentlich nie schön und habe lange gebraucht, um mich toll zu finden. Bis ich zwölf Jahre alt war, war ich ein echtes Draußenkind, mit Fußball unter dem Arm, also alles andere als eine süße Püppi. Mit 14 Jahren glich ich mit 1,78 Meter einer Bohnenstange. Heute weiß ich, dass ich sehr wandelbar bin und auf Fotos scheinbar gut aussehe. So gut, dass ich mich oft selber nicht erkenne.

Das heißt, schminken war für Sie damals kein Thema?
Ich habe mich sehr verhalten geschminkt, natürlich gab es die Kajalzeit. Aber ich komme aus einer Familie, in der die Frauen offenbar sehr gute Gene haben. Meine Mutter war eine sehr schöne Frau, die mit einem Augenbrauenstift und einem Lippenstift auskam und meine Großmutter war trotz ihrer sechs Kinder faltenfrei.

Ihre Modelkarriere begann mit 16 Jahren, wie wurden Sie entdeckt?
Ich bin auch vorher schon oft auf mein Aussehen angesprochen worden, aber als man mich dann mit 16 Jahren wegen eines Shootings auf der Straße ansprach, wurde es schnell konkret. Ich habe dann im Rheinland mit ersten Testshootings angefangen. Und dann ging alles sehr schnell. Was mir sehr geholfen hat, war, dass ich immer sehr extrovertiert war und keine Angst davor hatte, mich unmöglich zu präsentieren. Ich habe von Anfang an gelebt, was ich verkörpere und liebe es auch, das präsentieren zu können. Ich habe schnell gemerkt, dass man in diesem Beruf als Prinzessin fehl am Platz ist. Was mir während meiner 20-jährigen ersten Modelkarriere geholfen hat, war mein stabiles privates Umfeld. Meine Mutter, mein Bruder und mein Exmann haben mich oft auf meinen Reisen begleitet. Was ich sehr genossen habe, war, dass ich bei Modeschauen in vielen tollen Locations wie dem Wiener Stadtschloss, in Palästen und Anwesen war. Auch für die Yachtmode von Bentley und Jongert habe ich gemodelt, was mir als Seglerin besonders gut gefallen hat.

Sie wurden 20 Jahre lang geschminkt und gestylt und werden es natürlich immer noch, zumal Sie vor Kurzem erst bei der Platformfashion in Düsseldorf auf dem Laufsteg standen. Was bedeutet es für Sie gestylt zu werden?
Ich finde jeden Look auf dem Laufsteg und bei Shootings oder Drehs toll und spannend, aber nur für die Zeit, in der ich ihn als Model verkörpere. Privat ziehe ich ein dezentes Make-up vor.

Als Sie mit 34 Jahren auf Mallorca ein eigenes Landhotel eröffneten und die Immobilienagentur fincas4you.com gründeten, tauschten Sie den Laufsteg und die Arbeit mit bekannten Fotografen wie dem Australier Russel James gegen einen Hotelbetrieb und ein Büro mit Kundenkontakt. Welche Rolle spielen Mode und Make-up für Sie als Business-Woman?
Eine große Rolle. Allerdings war ich auch durch die angenehmen klimatischen Verhältnisse sehr privilegiert. Ich konnte mich sehr leicht und luftig, sehr modern und frisch stylen. Ich habe mir die Wimpern getuscht und Lipgloss aufgelegt und ein sehr gesundes, geregeltes Leben geführt. Meine Kunden haben von mir ja die berühmte mediterrane Leichtigkeit erwartet, dabei habe ich noch nie so hart gearbeitet wie damals. Ich habe drei Jahre ohne Unterbrechung auf der Insel gearbeitet und war im August zum ersten Mal im Meer. Aber es war eine tolle und ereignisreiche Zeit.

Sie reisen viel, beruflich und privat, haben alle Kontinente bis auf China bereist. Wie kamen Sie nach Mallorca?
Mein erster Ehemann war Pilot und Ende der 80er Jahre sind wir öfter dorthin geflogen und 1996 dann mit unserer Segelyacht dort aufgeschlagen.

Aber es kam dann doch nach 20 Jahren Ehe zum Bruch?
Ja, weil bei der Geschäftsbeziehung unsere Liebesbeziehung auf der Strecke blieb. Das bleibt einfach nicht aus, wenn man 24 Stunden zusammen ist. Aber wir sind immer noch Geschäftspartner und natürlich auch die Eltern unserer Tochter. Wir sind durch die Adoption auf eine sehr bewusste Art Eltern geworden. Das würde ich mir bei manchen leiblichen Eltern auch wünschen.

2017 war ein Schicksalsjahr für Sie. Sie erkrankten an Riesenzellarteriitis, eine den ganzen Körper betreffende Gefäßerkrankung. Sie erlitten zwei Schlaganfälle, bekamen eine neue Herzklappe, Ihre Milz wurde entfernt. Es stand auf Messers Schneide. Durch die Therapie verloren Sie Ihre Haare. Legten Sie auch in dieser Phase Wert auf Ihr Äußeres?
Ja, mir war in jeder Krankheitsphase wichtig, gut auszusehen, das heißt vor allem für mich, dass meine Wimpern und Haare in Form sind. Nach der Herzoperation habe ich überlegt, ob eine Visagistin zu mir ins Krankenhaus kommen könnte. Sie kam dann aber zu mir nach Hause. Und weil ich körperlich so schwach war, haben wir vier Sitzungen gebraucht, um meine Haare zu blondieren, zu schneiden, zu tönen, die Wimpern aufzufüllen und eine Maniküre und Pediküre zu machen. Ich brauchte das für mich. Je schlechter ich mich fühlte, umso mehr musste ich für mein Äußeres tun. Das war die Zeit, in der ich mich mit einem durchgesägten Brustbein, 13 Drainagelöchern im Bauchraum und meinen ganzen Narben anfreunden musste. Ich wog nur noch 52 Kilogramm und Brust und Hinterteil hingen in Falten herunter und ich habe weinend vor dem Spiegel gestanden. Aber ich habe den Kopf nicht in den Sand gesteckt. Als ich meine Haare verlor, habe ich mir vier verschiedene Perücken gekauft. Vor zwei Wochen habe ich dann meine nachgewachsenen Haare geschoren und meine grauen Haare durchkommen lassen und bin damit wirklich happy. Heute sehe ich genauso aus wie vorher, aber dafür habe ich auch hart trainiert.

Also sind Sie jetzt in Ihrer zweiten Modelkarriere ein glückliches Best Ager Model? Und verraten Sie uns, was eine schöne Frau um die 50 ausmacht?

Ja, ich bin ein sehr glückliches Best Ager Model. Da darf man ein Kilo mehr und ein paar Falten haben. Ich finde es aber auch völlig in Ordnung, bei Dingen, die einen sehr stören, etwas zu verändern. Ich hatte zum Beispiel immer starke Schlupflider, die mir immer ein sehr müdes Aussehen gaben, die habe ich kosmetisch korrigieren lassen. Was Frauen in erster Linie schön macht, ist ihre Ausstrahlung. Innere Zufriedenheit erkennen Sie in den Gesichtern. Und beim Make-up ist weniger mehr, also eher ein leichtes Make-up. Ich persönlich schwöre seit Jahrzehnten auf MAC Studio Fix Powder MakeUp. Mein Tipp: setzen Sie Schimmer unter Fältchen, statt diese zu überschminken und gönnen Sie der Haut viel Feuchtigkeit. Wenn ich ausgehe, setze ich auf Glanz und Schimmer und wähle meist einen Nude-Lippenstift.

Ihren Ehemann Alex Jolig (55) kennen Sie seit 35 Jahren. Wo haben Sie ihn das erste Mal gesehen und wann hat es dann so gefunkt, dass Sie ein Paar wurden?

Ich kenne Alex seit meinem 16. Lebensjahr. Er war in Bonn Gastronom und Besitzer des Clubs „Die Falle“ und obwohl ich erst 16 war, durfte ich „junges Huhn“ rein. Aber unser Verhältnis war rein freundschaftlich. Als ich 2011 dann von Mallorca zurückkehrte, entdeckte ich seinen Namen in einem Verteiler zu einem Fest von einem gemeinsamen Freund. Alex kam allerdings nicht, weil er an dem Tag einen Motorradunfall hatte. Ich mailte ihn an, er schrieb immer wieder. Und dann stand er plötzlich nach seiner zweiten Operation mit eingegipstem Arm vor meiner Tür und ist geblieben. Zur „Strafe“ musste er mir drei Heiratsanträge machen.

Welche Rolle spielen Mode und Beauty in Ihrem Leben?

Eine sehr große Rolle. Mode ist für mich ein starkes Thema und Mode ist Beauty. Ich mag Dinge, die das Leben bereichern. Ich bin ein Mensch, der definitiv dazu beiträgt, dass die Marktwirtschaft funktioniert. Ich habe ein großes Ankleidezimmer mit offenen Regalen bis unter die Decke. Es ist wie in einem Laden, ich kann alles sehen, was ich habe. Es ist übrigens auch das Lieblingsspielzimmer meiner Tochter. Sie probiert dort gerne meine Sachen aus und verkleidet sich. Alex ist auch mein persönlicher Stylist, wir haben unseren eigenen Stil, der nicht 100 Prozent Mainstream ist, und gucken auch, ob unsere Outfits zusammenpassen, wenn wir ausgehen. Für mich gehören ein gutes Styling und ein perfektes Make-up einfach dazu, um mich wohl in meiner Haut zu fühlen.